Category Archives: Leipzig

Leipzig

you make things so clear!

Die LVZ befragt Horst Wawrzynski, Oberbürgermeisterkanditat in Leipzig, nach der Wahl. Er unterlag Burkhard Jung, dem amtierenden Bürgermeister.

„Frage: Herr Wawrzynski, Sie wollten den Wechsel im Rathaus, sind am Ende aber klar gegen Burkhard Jung gescheitert. Sind Sie von Ihrem Abschneiden enttäuscht?

Wawrzynski: Knapp daneben ist auch vorbei. Ich hätte mir gewünscht, dass es anders kommt. Es war eine demokratische Wahl, die hat man zu akzeptieren. Das tue ich auch. Unterm Strich haben wir einen guten Wahlkampf gemacht, mehr war nicht zu erreichen.

Eine erste Analyse: Woran lag, dass Sie nicht gewonnen haben?

An den Wählerinnen und Wählern.“

Ja, so kann man das auch betrachten. Oder es lag daran, dass er mit „100 Lösungen für Leipzig“ in den Wahlkampf ging, aber doch nur 99 hatte. (Allerdings auch nur 99 Probleme.)

 

Leipzig Vom Verlassen der Welt

Der Magier/jedem seine Kämpfe

 

 

 

 

 

 

 

Vor dem Kaufhof bilden Menschen ein Halbrund um einen Magier. Dieser schwebt in der Luft und hat die rechte Hand auf einem Wanderstock abgelegt. Er trägt weite Gewänder, ein Kopftuch, er blickt entspannt herum. Er schwebt einen halben Meter über dem Boden. Auf dem Boden liegt ein Teppich, der sein Revier bezeichnen könnte.

Vermutlich schwebt er nicht tatsächlich, aber was weiß man schon, und was will man wissen. Es wäre vielleicht gut, schweben zu können oder so sitzen zu können, eben ohne aufwändige Unterlage unter sich, ich hätte dann mein Bürostuhlproblem geklärt, das ich an manchen Tagen zu haben glaube.

Diese Szene ist ganz am Rand, ich gehe vorbei, denke ein wenig und frage mich nichts, weil es einerlei ist, weil es eine hübsche Idee ist, verkleidet vor dem Kaufhaus zu sitzen oder schweben, also vor dem Kaufhaus so zu tun als ob.

Von rechts tritt dem Schwebenden ein Mann hinzu und erklärt energisch den um ihn Stehenden: Na, da ist eine Stahlstange – er weist vom Wanderstock des Schwebenden Richtung Po des Schwebenden -, und da ist noch eine Stahlstange – er weist unter den Po des Schwebenden. Er beugt sich so dicht er kann an den Schwebenden heran. Der Schwebende dreht ihm langsam den Kopf zu. Der Erklärende betritt den Teppich nicht. Er will unbedingt alle von den Stahlstangen überzeugen, seine Interpretation soll hier gelten, und wenngleich vielleicht einzig das Kleinkind, das da am anderen Rand des Teppichs mit seiner Mutter steht und von dieser im Stehen gestützt wird, tatsächlich und folgenlos glauben könnte, dass der Schwebende schwebt, redet sich der Erklärende in Rage. Er will einen Betrug aufdecken, er meint, einen Scharlatan aufgetan zu haben. Er müht sich ab. Es ist ein bedauerlicher Anblick, es wirkt, als plane der Erklärende eine Anzeige gegen das Leben.

„Als letzter Typ verbleibt uns noch der ideale Zuschauer. Er steht mit beiden Beinen um Leben, er weiß, daß alles natürlich zugeht, daß keine ‚Zauberei‘ im Spiele ist. Trotzdem ist er aufmerksam und freut sich über jeden gelungenen Trick, schließlich will er sich unterhalten lassen. In der Masse fällt er am wenigsten auf, höchstens dadurch, daß er am meisten applaudiert.“

(Zmeck, Jochen: Wunderwelt Magie. Berlin: Henschelverlag 1981. S. 98)

 

Leipzig Sport

Neues aus dem Cardio-Theater

Im Fitnessstudio stürmt die Zukunft herein und reißt der Gegenwart die Übungsmatten unter den Pos weg

glanzmuskelig, kunstgebräunt etc.

Muskelüberschuss am Sonntagvormittag.

Aber am Freitag verglichen L und K und ich unsere Muskeln im ersten Stock der HGB, und wir sahen dabei in den Lichthof, in dem getanzt wurde, jeder tanzte für sich, sphärisch oder sportlich, nur eine Rotkleidfrau umtanzte den Lockigen, der wie ein Pflock in die Mitte der Tanzfläche gerammt zu sein schien, sich dabei um seine eigene Achse drehte, hin und her, der Frau folgend. Er wirkte sehr um Ruhe bemüht und nur aus Pflicht verführbar, während unsere Muskeln wetteiferten und mal verloren, mal gewannen. Kurz vor Ende der Geisterstunde, unter uns weiße große Pappbuchstaben: Deutschland.